Wer sich verkleidet, täuscht über sich selbst

In der Zeit der Narren problematisiert die CDU den Kleidungsstil von Abgeordneten und verlangt offenbar, dass sich selbige verkleiden, also so tun, als seien sie anders, als das, was sie nach außen darstellen.

So meldet der www.dernewsticker.de mitten im Karneval:

Union kritisiert legere Kleiderordnung im Bundestag

Die Union wünscht sich von Bundestagsabgeordneten und Regierungsmitgliedern mehr Achtsamkeit bei der Auswahl ihrer Kleidung. 

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – „Die Kleiderordnung im Deutschen Bundestag ist in den letzten zehn Jahren deutlich legerer geworden, auch bei uns in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, aber wie ich mich kleide, ist auch eine Frage des Respekts, den ich gegenüber den Kollegen und der Institution erweise“, sagte Parlamentsgeschäftsführer Patrick Schnieder (CDU) der „Rheinischen Post“. Da habe er bei manch einem Kollegen auch aus der Bundesregierung gelegentlich seine Zweifel. Von einem Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), „der die französische Nationalversammlung besucht, hätte ich auch im Jahr 2023 erwartet, dass er eine Krawatte trägt“, so der CDU-Politiker. 

„Ich hoffe, dass uns der Anblick eines Gesundheitsministers in kurzen Hosen auch in Zukunft im Bundestag erspart bleibt.“ Der Vorstandsvorsitzende der Knigge-Gesellschaft, Clemens Graf von Hoyos, hatte zuvor gefordert, dass Parlamentarier wieder mehr auf ihre Garderobe achten müssten. Hoyos sagte der Zeitung: „Die Bürger wollen von gut angezogenen Abgeordneten repräsentiert werden.“

In einer Zeit, in der in Europa Bomben fallen, die Inflation nicht unerhebliche Ängste schürt und der Klimawandel ebenfalls beängstigend fortschreitet, sich darüber aufzuregen, dass der Vizekanzler keine Krawatte (das überflüssigste, sinnloseste und lächerlichste Kleidungsstück der Welt) trägt, zeigt, welch Geistes Kind diese Merzenbecher sind.

Ich jedenfalls habe kein Verständnis dafür, wie man auf die Idee kommen kann, dass Bürger von gut angezogenen Abgeordneten repräsentiert werden wollen. Bürger, insbesondere und auch jüngere, wollen von Abgeordneten repräsentiert werden, die sachkompetent sind, Erfahrung haben in dem, was sie tun und auf Ergebnisse hinarbeiten, die der Gemeinschaft dienen. Solche Abgeordnete können meinetwegen in Unterhosen rumlaufen, immer noch besser als sich verstellende Krawattenträger, die von nichts eine Ahnung haben und nur einen auf wichtig machen.

Über rawsiebers

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht, bundesweit tätig, TOP-RECHTSANWALT Deutschland 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020: STRAFRECHT (Focus-Spezial von 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020)
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.