Zieh Dich richtig an, Junge!
Ich bin ja in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, meine alleinerziehende Mutter musste immer arbeiten, und am Tag hat sich meine Großmutter liebevoll um mich gekümmert. Und wichtig war ihr immer, dass ich auch richtig angezogen war.
Heute dachte ich an eine Reinkarnation meiner Großmutter. Tatsächlich! In Magdeburg, im Gerichtssaal! Kümmert sich doch tatsächlich jemand liebevoll um mein Äußeres und legt mir höflich einen Zettel vor – natürlich nur so zur Kenntnis -, auf dem ich lesen kann, wie ich richtig angezogen sein müsste, was ich natürlich nicht bin, wie damals bei Omma.
Kein weißes Hemd, kein weißer Schlips, gar kein Schlips!
Bin ich eine Windmühle, oder weshalb führt der mir bisher persönlich unbekannte oder jedenfalls nie aufgefallene Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft, den andere angeblich „Hilfssheriff von Magdeburg“ nennen sollen, einen Kleinkrieg gegen mich? Man weiß es nicht so genau. Angenehm war zu sehen, wie der eine oder andere Anwesende kaum das Prusten ob der Peinlichkeit dieses Auftritts unterdrücken konnte.
Den Ausdruck der Anordnung über die Amtstracht im Geschäftsbereich des Ministeriums der Justiz (Sachsen-Anhalt), auf dem akribisch markiert ist, dass auch Rechtsanwälte jedenfalls 1992 und 2002 verpflichtet gewesen sein sollen, weiße Hemden und weiße Langbinder oder Fliegen zu tragen, hatte er komischerweise nur für mich mitgebracht, meinem Kollegen, der sich diesem alten Zopf auch nicht unterwirft, aber nicht. Ähnlich wie in der Woche zuvor, als er nur bei meinem Fahrzeug die Politesse gab und bei den anderen falsch geparkten Fahrzeugen nicht einmal nachsah, ob deren Parkscheiben abgelaufen waren.
Interessant ist, dass der vorangegangene Verhandlungstag um 13.45 Uhr endete und der Ausdruck über die Trachtenordnung von 14.17 Uhr desselben Tages stammt, so dass ich den Herrn Staatsanwalt Gebauer mit wehender Robe durch Magdeburg flitzen sehe, erpicht auf nichts anderes, als sofort als Nachbereitung des ersten Verhandlungstages in einer umfangreichen Wirtschaftsstrafsache das auszudrucken, was er mir dann eine Woche später, also heute, unter die Nase reiben wollte – dass ich unschicklich gekleidet bin!
Dass das Ding zum kreischenden Rohrkrepierer wurde, konnte er da noch nicht ahnen. Unverantwortlich von der Behördenleitung empfinde ich, dass Staatsanwälten keine Fortbildung bezahlt wird für Lehrgänge, wie man es vermeidet, sich und damit das Bild von der Staatsanwaltschaft in der Öffentlichkeit so übel zu blamieren.
Schön ist, dass man jetzt jeden Verhandlungstag mit froher Erwartung nach Magdeburg fahren kann in der guten Hoffnung, dass wieder irgendeine nickelige Kindergartenposse aufgeführt wird, die die Verhandlung auflockert. Wohlan, ich warte und freue mich.
Oh, ein Freund für´s Leben…
Ein Freund, der mich auch noch, aus welchem Grunde auch immer, als „Kollege“ anspricht. Der ist alles, aber ganz sicher kein „Kollege“; was er ist, vertiefe ich hier nicht.
Begrüßenswerter Weise kümmert er sich (noch) nicht um die Unterwäsche! 😉
Das war übrigens auch gleich meine Frage im Gerichtssaal an den werten Herrn Kollegen, ob er zumindest normkonforme saubere Unterwäsche trägt.
Wobei der Kollege Harzanwalt trotz Bitte nicht seine Hose geöffnet hat, obwohl ich zuvor dem Gericht aus Gründen meine entblößte Brust präsentiert habe. Das ist ein Verfahren: Kollege mit schmutziger Unterwäsche und ein selbsternannter Kollege, der gar keiner ist.
Ihr scheint ja richtig Spaß zu haben. Wird denn gelegentlich auch noch verteidigt? Warum er einen Kleinkrieg gegen Dich führt, fragst Du doch nicht ernsthaft? Dein Ruf eilt Dir eben voraus.
Ich sags nochmal, dass ich für meinen Eintrag im FOCUS unter den TOP-Anwälten Deutschlands im Strafrecht nichts bezahlt habe, auch wenn manche Staatsanwälte und Kollegen das glauben! 🙂
Moralisch auf niedrigster Stufe stehend empfinde ich übrigens bei aller Alberei, dass beide Angriffe gegen mich unmittelbar mit meinen Behinderungen zu tun haben. Aber er wird das Echo sicher verkraften, er weiß nicht wann, aber es wird kommen, wann auch immer, wo auch immer, wie auch immer. Wir wollen doch alle nur weiter Spaß haben.
Wobei Rechtsanwälte u.a. doch auch „ein Hemd von unauffälliger Farbe tragen“ dürfen. 😉
Ich habe bereits mehrfache Geschenkankündigungen aus der Hawai-Hemd-Fraktion
Im schönen Süden wär‘ das nicht passiert, hier ist für Anwälte der Krawattenzwang inzwischen auch offiziell abgeschafft. 🙂
Also ich kleide mich im Gericht immer höchst „korrekt“: dreiteiliger Maßanzug und Krawatte. Ich gehe auch nicht im Jogginganzug vor die Haustür oder in den Frühstücksraum eines Hotels. Reicht doch, wenn meine Frau mich so sehen muß… 🙂 Mir ist es aber gleichgültig, wie andere Verfahrensbeteiligte sich kleiden. Ein Kollege erscheint sommers wie winters immer mit nackten Füßen in Flipflops, die unter der Robe hervorluken. Im Gerichtssaal ist das o.k., am Pissoir im Herrenklo finde ich das unpassend (und nach dem Toilettengang auch im Gerichtssaal).
Wenn allerdings der Richter in verwaschenen Jeans und mit fleckigem T-Shirt auf den Gerichtssaal zuschlurft und ihm die Ärmel der Robe beim Gestikulieren immer bis zu den Achselhaaren hochrutschen, fragt sich mancher Mandant schon, ob sich die äußere Nachlässigkeit nicht auch auf die Arbeitsqualität niederschlagen könnte, insbesondere, wenn schon erhebliche Verfahrensfehler durch offensichtliche Schlamperei entstanden sind. Wobei das gutgekleidete Fallbeil mit seiner inneren Haltung nicht immer die bessere Alternative ist…